aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen | Wildvögel

Wildtierstation beteiligt sich an der Wiederansiedlung des Habichtskauzes

Noch im 19. Jahrhundert brütete der Habichtskauz (Strix uralensis) im Bayerischen-, Böhmer- und Oberpfälzer Wald. Der letzte Habichtskauz in Mitteleuropa wurde mutmaßlich um 1926 bei Sušice im Böhmerwald abgeschossen.

Habichtskauz.
Habichtskauz. Foto: © aktion tier Sachsenhagen

Vorkommen in Deutschland sind aktuell nur aus dem Bayerischen Wald bekannt. Der Ornithologe W. Scherzinger berichtete im Jahr 1992 von einem Brutplatz in einer hohlen Eiche im Fichtelgebirge. In dem Artikel nennt er auch weitere einzelne ältere Sichtbeobachtungen aus Nordbayern.

Seit diesem Sommer beherbergt auch die Wildtier- und Artenschutzstation ein Paar dieser seltenen und faszinierenden Eulenart und hofft, dass diese im nächsten Jahr zur Brut schreiten. Die Jungvögel werden dann dem Verein für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität e.V. (VLAB), der federführend die Wiederansiedlung in Nordbayern durchführt, zur Auswilderung zur Verfügung gestellt.

Ziele des Projektes sind u.a. die:

  • Etablierung einer Habichtskauz-Population in den Wäldern des nordostbayerischen und nordwestböhmischen Grundgebirges.
  • Verbesserung der für den Habichtskauz typischen Waldstrukturen mit positiven Synergieeffekten für zahlreiche Artengruppen aus dem Pflanzen-, Tier- und Pilzreich, die Vernetzung mit der räumlich und genetisch isolierten Habichtskauz-Population des bayerisch-böhmischen Waldes im Südosten.
  • Monitoring der Brutkästen, Brutreviere und Streifgebiete durch „Verhören“, Sichtbeobachtungen und durch Gewölle- und Federfunde und mit Hilfe der Telemetrie einzelner Habichtskäuze.

Der Habichtskauz

Der Habichtskauz ist mit einer Größe von rund 60 cm und einer Spannweite von bis zu 125 cm der größte Kauz Mitteleuropas. Er bevorzugt ältere Mischwälder mit Buchen, durchsetzt mit freien Flächen (Waldwiesen, Kahlflächen, Sturmwurfflächen), um besser nach seiner Hauptbeute, den Mäusen, suchen zu können. In mäusearmen Zeiten jagt er auch kleinere Vögel, Amphibien und größere Insekten. Er brütet in großen Baumhöhlen, auf abgebrochenen höheren Baumstümpfen, aber auch in verlassenen Greifvogelhorsten. Sehr gerne nimmt er auch künstliche Nisthilfen an.

Dr. Florian Brandes

Stationsleiter, Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz